Die römischen Götterbilder der mittleren und späten Kaiserzeit (2.-3. Jh. n.Chr.) sind bisher fast ausschließlich im Hinblick auf ihre formale Abhängigkeit von älteren Vorlagen untersucht worden. Dabei blieb außer Betracht, dass sich sowohl ihre formale Gestaltung wie auch ihre Rezeptionsbedingungen von früheren Epochen signifikant unterscheiden: Götterstatuen erhielten immer mehr Attribute und dekorative Details; statuarische Gruppen setzten Handlungsabläufe in Szene. Dazu kommt seit dem 2. Jh. n. Chr. eine gesteigerte Nachfrage nach rundplastischen Götterbildern, so dass eine regelrechte ‚Massenproduktion’ von Statuen und Statuengruppen einsetzte.
Gerade die kreative Bildgestaltung mythologischer Skulpturen in der mittleren und späten Kaiserzeit soll im Zentrum der Tagung stehen. Dabei wird untersucht werden, in welcher Weise die Götterbilder religiöse Vorstellungen visualisieren und ihnen eine sinnliche erfahrbare Präsenz verleihen. In diesem Zusammenhang ist zu fragen, wieweit sie ältere Auffassungen vom Wesen der Götter tradieren bzw. wie sie neue religiöse Auffassungen manifestieren und verstetigen.