Über Morphomata

Morphomata als Käte Hamburger Kolleg

Das „Internationale Kolleg Morphomata: Genese, Dynamik und Medialität kultureller Figurationen“ wurde vom Bundesministerium für Bildung und Forschung im Rahmen der Initiative „Freiraum für die Geisteswissenschaften“ als Käte Hamburger Kollegs von 2009 bis 2021 gefördert (Förderkennzeichen 2009–2015: 01UK0905, 2015–2021: 01UK1505). Am Morphomata-Kolleg haben jährlich etwa zehn bis fünfzehn Fellows aus aller Welt gemeinsam mit Kölner WissenschaftlerInnen zu Fragen kulturellen Wandels geforscht.

Als Ausgangspunkt für das Gespräch der Fellowgemeinschaft dienten Figurationen, die mit dem griechischen Namen des Kollegs, Morphomata, als „Ausformungen“ (μορφώματα) verstanden werden. Analysiert wurde demzufolge die in Prozessen der Gestaltbildung und Gestaltwerdung entstandene Form kultureller Artefakte, die begrifflicher Festlegung entzogen ist, in ihrer Entstehung und Eigendynamik, ihrer Materialität und unterschiedlichen Diskursivierungen. Die Grundlage dafür bildet die Annahme, dass die Geschichte des kulturellen Wissens nicht in eine Geschichte abstrakter Begriffe und rationaler Ideen subsumiert werden kann, sondern dass Wissen in wirkmächtigen ästhetischen Ideen zu finden ist, die in Werken sowie in Praktiken der Kunst und Kultur Gestalt annehmen, rezipiert und weitergegeben werden. Mit den Fellows als Kern einer Lerngemeinschaft, zielte das Forschungsprogramm Morphomatas darauf, nationale Grenzen, Disziplinen und theoretische Rahmen durch die Arbeit an Fallstudien zu überwinden.

Forschungsschwerpunkte

Schwerpunkte der Forschungen in der ersten Förderphase waren:

  • 2009–2011: Figurationen des Schöpferischen/Figurationen des Wissens und der Zeit
  • 2012–2015: Figurationen des Todes/Figurationen von Herrschaft
     

In der Beschreibung kultureller Wandlungsprozesse und im Hinblick auf kulturvergleichende Fragestellungen hat Morphomata dabei auf die gezielte Diskussion theoretischer und medienwissenschaftlicher Aspekte gesetzt, die Fallstudien zu einzelnen kulturellen Ausformungen flankieren, den methodischen Freiraum der Fellows aber nicht einschränken. Besonderes Interesse galt dabei nicht einer Fülle möglicher Einzelstudien, sondern konvergierenden Perspektiven und einer allgemeineren Diskussion kultureller Wandlungsphänomene.

In der zweiten Förderphase stand unter dem Leitthema „Biographie und Porträt als Figurationen des Besonderen“ der Wechselbezug zweier Fellowgruppen im Ausgang von Biographie/Moderne einerseits, Porträt/Antike andererseits im Vordergrund. Das gemeinsame Interesse der Fellows an Lebensbeschreibungen und -bildern als übergreifende und integrierende Erkenntnisgegenstände bildete die Basis für die Verbindung von Grundlagen- und fachlichem Spezialwissen in allen Fellowdialogen und erleichterte das Gespräch auch zwischen den Fellowjahrgängen. Die zeitliche Gliederung der Kollegarbeit erfolgte durch Vorschläge für innovative Fragestellungen, die abgeleitet wurden aus den Arbeitszusammenhängen der beiden Fellowgruppen, diese komplementär verbunden und in einer jährlichen Schwerpunktkonferenz zusammengeführt haben:

  • 2015–16: Das Besondere als das Exemplarische?
  • 2016–17: Perspektivenkonkurrenz. Figuren der Imagesteuerung
  • 2017–18: Geschlossene und offene Beschreibungsformen
  • 2018–19: Kontrast- und Komplementärfiguren zu Porträt und Biographik
  • 2020–21: Abschluss
     

Im Dialog mit internationalen WissenschaftlerInnen hat das Kolleg geisteswissenschaftlicher Forschung einen Ort gegeben – ein Denklabor, in dem unterschiedliche disziplinäre und kulturelle Perspektiven verhandelt wurden. Die Fellows haben das Lehrangebot der Universität durch öffentliche Vorlesungen, Tagungen und Publikationsbeiträge bereichert. Ergebnisse der Arbeiten des Kollegs liegen unter anderem in den beiden Schriftenreihen „Morphomata“ und „Morphomata Lectures Cologne“ vor.

Festival für Weltliteratur

Unter dem Titel eines „Literators“ wurde von 2010 bis 2013 eine Dozentur für Weltliteratur mit Daniel Kehlmann (2010), Péter Esterházy (2011), Sibylle Lewitscharoff (2012) und Michael Lentz (2013) vergeben. Sie wurde ab 2015 als Festival für Weltliteratur unter dem Namen „Poetica“ erweitert:
 

  • Poetica I 2015: „M’illumino d’immenso“ (Guiseppe Ungaretti) / „Ich erleuchte mich durch Unermeßliches“ (Übersetzung: Ingeborg Bachmann) – Kurator: Michael Krüger
  • Poetica II 2016: „Blue Notes“ – Kurator: Aleš Šteger
  • Poetica III 2017: „Die Seele und ihre Sprachen“ – Kuratorin: Monika Rinck
  • Poetica IV 2018: „Beyond Identities“ – Kuratorin: Yoko Tawada
  • Poetica V 2019: „Rausch“ / „States of Euphoria“ – Kurator: Aris Fioretos
  • Poetica VI 2020: „Widerstand“ / „The Art of Resistance“ – Kurator: Jan Wagner
  • Poetica VII: „Sounding Archives – Poesie zwischen Experiment und Dokument“ – Kuratorin: Uljana Wolf (nähere Informationen hier)