Kurzzusammenfassung des englischen Vortrags auf Deutsch:
Der Vortrag stellt Beobachtungen vor, die den Beginn meines Forschungsprojektes zu Identity and Individuality in the Study of Roman Portraiture markieren. Ausgehend von einer Diskussion der Funktionsweise moderner biometrischer Gesichtsidentifikation untersuche ich dabei am Beispiel einer sich in der frühen iulisch-claudischen Kaiserzeit neu herausbildenden Gruppe von Herrschaftsporträts, den Porträts der kaiserlichen Prinzen, wie sich die Fragestellungen der klassisch-archäologischen Forschung zum römischen Porträt vom späten 19. Jahrhundert hin in die ersten vier Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts verändern und wie dies die historische Interpretation der Porträts beeinflußt. Der Vortrag skizziert, wie sich die Diskussionen in der Forschung von einem rezeptionästhetischen Interesse und der Interpretation des Kaiserporträts als einer in Stein gegossenen historischen Biographie hin zu einem Verständnis dieser Darstellung entwickeln, in dem nicht mehr das dargestellte Individuum, sondern gattungskonstituierende produktionsästhetische und kunstästhetische Aspekte im Vordergrund stehen. Meine Analyse setzt sich mit der Frage auseinander, wie sich die in der Folge dieser Entwicklung herauskristallisierende Konzentration auf bestimmte Präsentationselemente der Porträts zum Porträtdiskurs in anderen Bereichen kunstwissenschaftlicher Forschung verhält und inwieweit sie den Blick auch auf die historische Funktion der Darstellungen bedingt. Ziel des Vortrags ebenso wie des Projekts insgesamt ist es, in der Auseinandersetzung mit der Historiographie der Porträtforschung neue Möglichkeiten für die Erforschung dieser Gattung zu erarbeiten.