Die Romane des französischen Nobelpreisträgers Claude Simon kreisen um einige einschneidende Momente seines von zwei Kriegen und Lagerhaft geprägten Lebens, die sie stets von neuem in autobiografische Zusammenhänge stellen. Dabei spielt Technik eine entscheidende Rolle, vor allem in Form von Transportmitteln und Kommunikationsmedien, die dem Protagonisten immer wieder Einblick in seine soziale Stellung und seine individuelle Entwicklung gewähren, aber auch verschiedene Lebensphasen materiell verkörpern. Dadurch sowie durch technische Metaphern für Wahrnehmung, Erinnerung und Schrift wird das Leben in Zäsuren als ein Leben mit und in Maschinen beschrieben, denen die Selbstwerdung des Autors allererst entspringt. Solche Zusammenhänge zwischen Autobiografie und Technik im Œuvre Simons sollen im Licht aktueller Überlegungen zur kulturellen Rolle technischer Praktiken (Latour) und Objekte (Simondon) erschlossen werden.
Respondenz: Hanjo Berressem (Köln)