Der Vortrag widmet sich biographischen Annäherungen an den afrikanischen Widerstandskämpfer Jacobus Morenga/Marengo, dem es gelang, sich über mehrere Jahre der Übermacht der deutschen Kolonialtruppen im Herero-und-Nama-Krieg in der Kolonie Deutsch-Südwestafrika (1904-1907) zu widersetzen. Bereits zu Lebzeiten wurde er als Held des Widerstandes bezeichnet; Mythen umgaben ihn. Auch seinen deutschen Gegnern galt er als „begnadeter Stratege“, sogar als „schwarzer Napoleon“. In dem Vortrag soll zunächst die mögliche, aber stets problematische (Re-)Konstruktion der Person und des Mythos Morenga aus kolonialem Quellenmaterial gezeigt werden und dies mit einer Analyse des sporadisch aufzufindenden Bildmaterials (Feldpostkarten, wenige Fotografien) verbunden werden. Die Geschichte Morengas wurde – fiktiv verändert – in einem Roman von Uwe Timm, Morenga (1978), und einer Verfilmung des Romans von Egon Günther (WDR, 1985) aufgegriffen. Die Zugänge in Roman und Film werden als weitere Möglichkeiten der biographischen Annäherung analysiert. Der interdisziplinäre Zugriff soll auch auf die grundsätzlichen Probleme einer (post)kolonialen Biographik aufmerksam machen.
Ulrike Lindner (Köln)
18.07.2016

Audiomitschnitte
Ulrike Lindner (Köln): Biographien des Widerständigen. Der afrikanische Widerstandskämpfer Jakob Morenga
