Der Vortrag untersucht den Zusammenhang von Sprache und Leben, von Darstellung und Darstellbarkeit des Lebens im Horizont seiner Geschichte. Aus der Verhaltensforschung (Ethologie) wird dabei die Grundfrage übernommen, wie sich Lebensformen, wenn die Beobachtung nicht den experimentellen Bedingungen eines Labors folgt, in der Beobachtung auf den Begriff bringen lassen. Richard Dawkins 2004 erschienene Studie ›The Ancestor’s Tale‹ (dt. ›Geschichten vom Ursprung des Lebens‹) stellt hierfür eine Diskussionsvorlage zur Verfügung. Fokussiert wird im Vortrag insbesondere das madagassische Fingertier (Aye-Aye), eine Lemurenart, und dies aus drei Gründen:
- aufgrund der prototypischen und auch evolutionär bedeutsamen Insellage Madagaskars als ein »Mikrokosmos, der das Muster« (Dawkins) für die Evolution von Säugetieren vorgibt
- aufgrund des evolutionär bedeutsamen Entstehungszeitpunkts des Fingertiers kurz nach dem Ende des Dinosauriererzeitalters – der Bedingung für die Entstehung der heutigen Artenvielfalt
- weil schließlich das Fingertier eine ›Ausnahme‹ in der evolutionären Entwicklung darstellt, eine inkomparable Art, die im Stammbaum der Lemuren zugleich eine eigene Gattung ausmacht
Leitend für diese anhand des Fingertiers ›porträtierte‹ Geschichte des Lebens ist dabei das Verhältnis von »Universalität und Intensität« der menschlichen Sprache (Walter Benjamin), das heißt das Problem, wie sich einzigartiges Leben als Form – in einer übergreifenden Geschichte oder korrelierenden Systematik des Lebens – darstellen lässt.
Respondenz: Adrian Robanus (Institut für deutsche Sprache und Literatur I, Köln)