In der österreichischen wie der internationalen Wahrnehmung gilt Thomas Bernhard bis heute als einer der schärfsten literarischen Kritiker seines Landes. Von einem Teil der medialen und politischen Öffentlichkeit (vor allem Boulevardzeitungen und manchen Politikern) wurde er dafür zu Lebzeiten mit dem Etikett „Nestbeschmutzer“ gebrandmarkt. Gerade das sicherte ihm anderseits seinen Rang auf der sich kritisch, (links-)liberal verstehenden Gegenseite.
Der Vortrag widmet sich einer genaueren Untersuchung einzelner Stationen dieser Entwicklung, die zu einem nicht geringen Teil mit der sogenannten „Skandalgeschichte“ Thomas Bernhards zusammenfallen – von den ersten Prozessen in Salzburg bis zu den „Höhepunkten“ wie Staatspreisskandal, Holzfällen-Beschlagnahme und zuletzt den monatelangen Auseinandersetzungen vor der Uraufführung von Heldenplatz im November 1988 im Wiener Burgtheater. Nachgegangen wird dabei vor allem der Frage (und dieser Aspekt ist in der Forschung bisher noch nicht detailliert genug untersucht worden), inwiefern Bernhard seine öffentliche/mediale Wahrnehmung beeinflusst/gesteuert/inszeniert hat, ob bzw. wie er mitgewirkt hat am Image des großen Einzelnen, des Opfers der Ignoranz/Indolenz/Willkür des (vor allem) österreichischen Staates. Auch die Rolle, die dabei sein deutscher Verleger Siegfried Unseld und sein Uraufführungsregisseur Claus Peymann gespielt haben, soll dabei näher in den Blick genommen werden.
Respondenz: Antje Arnold (Köln)