Literator 2010: Daniel Kehlmann

08.–14.12.2010

Daniel Kehlmann als erster Dozent für Weltliteratur am Internationalen Kolleg Morphomata

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„Literator“ heißt eine neue Dozentur an der Universität zu Köln, die im Rahmen des Internationalen Kollegs Morphomata eingerichtet wurde. Name und Konzept sind von Goethes Überlegungen zur Weltliteratur inspiriert. Mit dem Titel wird jedes Jahr ein international prominenter Schriftsteller ausgezeichnet, welche Vorlesungen und Veranstaltungen zur Weltliteratur in Köln halten. Der erste Literator ist der Schriftsteller Daniel Kehlmann, bekannt u.a. durch seinen Roman „Die Vermessung der Welt“. Er wird seine Dozentur vom 8. bis zum 14. Dezember 2010 innehaben und tritt sie mit einer Vorlesung über Literaturbeziehungen zwischen Europa und Lateinamerika an. Am 13. Dezember 2010 lädt er Arnon Grünberg, Ismail Kadare und Adam Thirlwell ins Schauspielhaus Köln ein, als ein Literator unter Literatoren, die in Lesungen und Gesprächen über Tendenzen der zeitgenössischen Literatur diskutieren und die deutsche mit der internationalen Literatur vergleichen. Ein Abend in Kooperation mit dem Literaturhaus Köln. Weitere Veranstaltungen seiner Dozentur sind ein Gesprächsabend mit einem seiner Übersetzer zum Thema der Übersetzbarkeit von Kultur sowie ein literarischer Workshop mit Studierenden der Universität.

Innerhalb des Kollegs ist die jährliche Berufung des Literators ein Meilenstein. Durch seinen Vergleich gegenwärtiger Literaturen kann der Literator einen wichtigen Beitrag leisten zur zentralen Fragestellung des Kollegs, die auf den historischen und regionalen Vergleich kultureller Figurationen zielt. Es geht dabei weder um eine aktualisierende Interpretation des Vergangenen noch um eine Eingemeindung fremder Denkbilder in die eigene deutsche Kultur, sondern darum, wie man Differenzen aushalten und produktiv werden lassen kann. Darin liegt vor allem die gesellschaftliche Relevanz von Morphom-Studien, in der Einsicht, dass scheinbar vertraute Denkbilder auch gänzlich anders medialisiert und diskursiviert werden können. Man erfährt das historisch fremd Gewordene der eigenen abendländischen Kultur jedoch nur, wenn man ihm seine Fremdheit belässt. Gleiches gilt für das Studium der Morphome anderer Kulturen. Hierin ist Goethe zu folgen, der in seinen Reflexionen zur Weltliteratur eine Kulturtheorie entwirft, in der „Literatoren“ die zentrale Rolle einnehmen. Aus der Erkenntnis der Alterität einer fremden Kultur ergibt sich für Goethe die Pflicht zur Vermittlung, für die Dichter, Künstler, Intellektuelle zuständig sind, als Experten der Kommunikation.

Veranstaltungspartner: Literaturhaus Köln, Schauspiel Köln, Weltlesebühne, Rautenstrauch-Joest-Museum