Jörn Lang (Klassische Archäologie, Leipzig)

Alltagsspuren römischer Bildpraxis. Kontrast und Komplementarität weiblicher Bildnisse am Beispiel römischer Ringsteine
28.10.2019

Ort: Bibliothek des Internationalen Kollegs Morphomata, Weyertal 59 (Rückgebäude, 3. Etage), 50937 Köln

Zeit: 18.00 Uhr

Kontakt: Karena Weduwen
 

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Darstellungen, die auf die bildliche Darstellung von Menschen zielen, sind seit der Antike eine Konstante für menschlichen Formgebungswillen. Sie bezogen ihre Bedeutung sowohl aus ihren materiell prädisponierten konstruktiven Elementen, zum anderen aus den Kontexten, in denen sie zur Erscheinung gebracht wurden. Für den Bereich des römischen Alltags stellen sie ein geradezu omnipräsentes Phänomen dar. Daher wurden sie für diesen Bereich in ihrer gesamten Breite, von den Fragen nach dem Verhältnis von Bildnis und Individuum, bis hin zu unterschiedlichen Repräsentationsformen und gesellschaftlichen Funktionen untersucht. In diesem Zusammenhang kam auch den weiblichen Bildnissen und den in ihnen repräsentierten Rollen eine gesteigerte Aufmerksamkeit zu. Werke der privaten Kleinkunst fanden in diesem Zusammenhang bisher keine systematische Beachtung. Die medialen Ausformungen des Phänomens weiblicher Bildnisse im Kontext der römischen Gesellschaft sind daher vor allem für den Bereich der Wirkung offizieller Bildnisse bzw. Bildnisse im öffentlichen Raum bekannt. Im Vortrag wird dagegen exemplarisch die konkrete Funktionalität der Darstellungskategorie „Bildnis“ jenseits der öffentlichen Räume thematisiert. Im Fokus stehen oft nur wenige Zentimeter große, geschnittene Steine aus Edelstein oder Glas, die vor allem als Schmuck oder Siegel Verwendung fanden. Sie waren einerseits hochgradig mobil und andererseits unmittelbar an eine Person gebunden. Die Objekte wirkten daher potenziell in jedem Kontext, in dem ihr Träger bzw. ihre Trägerin agierte. Anhand von Fallbeispielen wird skizziert, wie weibliche Bildnisse in Praktiken des römischen Alltags eingebunden waren und jenseits festgeschriebener räumlicher Wahrnehmungskontexte in unterschiedlichen Bereichen und sozialen Konfigurationen zur Geltung gebracht wurden. Dabei ist insbesondere zu fragen, inwiefern die für römische Bildnisse charakteristischen Begriffe wie Individuum und exemplum in kategorial unterschiedliche Bezugssysteme gehören und ob diese kontrastierende oder komplementäre Beschreibungsweisen für die Kategorie Bildnis selbst darstellen.

Respondenz: Thoralf Schröder (Köln)

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Jörn Lang (Leipzig): "Alltagsspuren römischer Bild-
praxis. Kontrast und Komplementarität weiblicher
Bildnisse am Beispiel römischer Ringsteine"

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