Alison Lewis (Germanistik, Melbourne)

Stasiakten als life writing. Figurationen eines geheimdienstlichen Lebens
14.05.2018

Ort: Bibliothek des Internationalen Kollegs Morphomata, Weyertal 59 (Rückgebäude, 3. Etage), 50937 Köln

Zeit: 18.00 Uhr

Kontakt: Karena Weduwen 
 

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Mit dem Kollaps des osteuropäischen Kommunismus entstand eine neue Textsorte und Quelle für Literaturwissenschaftler und Geschichtswissenschaftler gleichermaßen: die Geheimdienstakte. In Australien sind Geheimdienstakten für die Erforschung von australischen Schriftstellern mit Verbindungen zur kommunistischen Partei zunehmend relevant geworden, ebenso in der Bundesrepublik Deutschland, wo die Akten der Staatssicherheit der DDR von entscheidender Bedeutung für die Aufarbeitung der ostdeutschen Vergangenheit sind. Dies gilt insbesondere für den stark unterwanderten Bereich der Literatur. Einerseits sind die seit 1992 öffentlich zugänglich gewordenen Stasiakten für die Erforschung von vielen Schriftstellerbiographien unentbehrlich geworden, denn kaum ein Autor der DDR kam mit der Stasi nicht in Berührung – entweder als Objekt der Überwachung oder als inoffizieller Mitarbeiter oder beides. Andererseits spielen die Akten für die Betroffenen selbst – hauptsächlich für die Opfer des Regimes – eine wichtige Rolle bei der Rückschau auf ihr Leben und beim Schreiben ihrer Autobiographien. Angesichts des hohen Stellenwerts der Stasiakten liegt es nahe, den Nexus zwischen der Geheimpolizeiakte und der Biographik näher zu beleuchten. Ziel meines Forschungsprojektes ist es, zum einen die Gattung der Stasiakte als eine Form von life writing zu untersuchen, zum anderen eine Pragmatik und Poetik der Nutzung von Stasiakten in Schriftstellerbiographien und -autobiographien zu entwerfen. In diesem Vortrag wird die Stasiakte als Figuration eines geheimdienstlichen bzw. eines staatsfeindlichen Lebens beleuchtet, mit welcher Schriftsteller als Sicherheitsrisiko klassifiziert und entsprechend diszipliniert und bestraft wurden.


Respondenz: Ralph Jessen (Köln)

Audiomitschnitte

Alison Lewis (Melbourne): Stasiakten als life writing. Figurationen eines geheimdienstlichen Lebens