Brigitte Weingart

Mediengeschichte und -theorie, Köln
Aufenthalt: 01.10.2017–31.03.2018

Vita

Brigitte Weingart ist Professorin für Medienkulturwissenschaft (Schwerpunkte: Medientheorie und -geschichte) am Institut für Medienkultur und Theater der Universität zu Köln. Nach ihrem Studium der Germanistik, Theater-, Film- und Fernsehwissenschaft und Politologie in Köln, St. Louis (M.A. 1994) und Paris wurde sie 1999 mit einer Arbeit über Repräsentationen von AIDS an der Universität zu Köln promoviert. Bevor sie 2014 ihre Professur antrat, war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin am Kulturwissenschaftlichen Forschungskolleg »Medien und kulturelle Kommunikation« der Universitäten Köln, Aachen, Bonn und Bochum (1999-2004), Assistentin an der Universität Bonn (2004-2010), Humboldt-Stipendiatin an der Columbia University in New York (2007-2009) sowie Maria von Linden-Forschungsstipendiatin an der Universität Bonn (2012-2013). Seit 2013 ist sie Redaktionsmitglied der »Zeitschrift für Medienwissenschaft«. 

 

Forschungsschwerpunkte

Schnittstellen von Mediengeschichte und -theorie, Literatur und Popkultur: Intermedialität (v.a. Text/Bild), Kulturtechniken der Aneignung, Imaginationsgeschichte der Ansteckung, Celebrity Cultures, Genealogie und Medienästhetik der Faszination. 

 

Projektskizze

Klatsch und Berühmtheit. Zur Literatur- und Mediengeschichte einer intimen Beziehung im 20. Jahrhundert

 

Das Projekt widmet sich der konstitutiven Funktion von Klatsch- und Gerüchtekommunikation in der Genese und Darstellung von ›Berühmtheit/en‹. Dabei wird davon ausgegangen, dass die moderne »Celebrity Culture«, deren Anfänge häufig in den literarischen Avantgarden des ausgehenden 18. und 19. Jahrhunderts und ihren ›Kult-Autor/innen‹ verortet werden, eng mit der Entwicklung moderner Massenmedien verknüpft ist und sich darin von älteren Phänomenen öffentlicher Bekanntheit deutlich unterscheidet. Zwar trägt bereits die römische Mythologie mit der ambivalenten Rolle der Göttin Fama als Personifikation von Ruhm (bona fama) und Gerücht bzw. ›Berüchtigung‹ (mala fama) der Tatsache Rechnung, dass die Zirkulation inoffizieller Informationen an der Evokation von Aufmerksamkeit für ›besondere‹ Persönlichkeiten immer schon beteiligt waren. Im Zuge der massenmedialen Industrialisierung der Celebrity-Kultur, die das Interesse am Privat- und Intimleben von Personen des öffentlichen Lebens als wesentlichen Faktor der Image-Bildung in eigenen Formaten (etwa der Klatschkolumne, der Homestory oder der Talkshow) kultiviert, ist diese Ver-schränkung spätestens im 20. Jahrhundert jedoch unübersehbar geworden.

     Anhand ausgewählter Beispiele untersucht das Projekt die Verfahren der Aneignung und Abgrenzung, mit denen in unterschiedlichen medialen Formen von Life Writing/Life Imaging (Texten, Text-Bild-Kombinationen, audiovisuellen Artefakten) auf die Kontamination durch den infolge der medienhistorischen Umbrüche durch Fotografie und Film allgegenwärtigen ›Medienklatsch‹ reagiert wird. Es soll gezeigt werden, inwiefern hier mit je spezifischen medialen Mitteln – und im Vorfeld einer erneuten Ausdifferenzierung von Celebrity Cultures unter digitalen Bedingungen – ein eigenes Wissen über die intime Beziehung von Klatsch und Berühmtheit generiert wird.

 

Publikationen (Auswahl)

  • Ansteckende Wörter. Repräsentationen von AIDS [Infectious Words. Representations of AIDS]. Frankfurt/M.: Suhrkamp Verlag 2002.
  • »Celebrity Cultures«, Theme Issue of Zeitschrift für Medienwissenschaft, Nr. 16 (April 2017) (Co-editor, with Peter Rehberg) http://www.zfmedienwissenschaft.de/heft.
  • Handbuch Literatur & Visuelle Kultur [Companion Literature & Visual Culture]. Berlin-New York: de Gruyter 2014 (Co-editor, with Claudia Benthien; Vol. 1 in the series Handbücher zur kulturwissenschaftlichen Philologie).
  • Die Kommunikation der Gerüchte [The Communication of Rumour], Göttingen: Wallstein 2008 (Co-editor, with Jürgen Brokoff, Jürgen Fohrmann and Hedwig Pompe).
  • Sichtbares und Sagbares. Text-Bild-Verhältnisse [The Visible and the Speakable. Text/image relations], Köln: DuMont 2005 (Co-editor, with Wilhelm Voßkamp).
  • VIRUS! Mutationen einer Metapher [VIRUS! Mutations of a Metaphor]. Bielefeld: Transcript 2004 (Co-editor, with Ruth Mayer).
  • Originalkopie – Praktiken des Sekundären [Original Copy. Practices of the Secondary]. Köln: DuMont 2004 (Co-editor, with Gisela Fehrmann, Erika Linz und Eckhard Schumacher).
  • »Faszinieren«, in: Heiko Christians, Matthias Bickenbach, and Nikolaus Wegmann (eds.), Historisches Wörterbuch des Mediengebrauchs, Köln-Weimar-Wien: UTB/Böhlau 2015, 209-224.
  • »Contact at a Distance: The Topology of Fascination«, in: Rüdiger Campe and Julia Weber (eds.), Interiority/Exteriority. Rethinking Emotions. Berlin-New York: de Gruyter 2014, 72-100.
  • »That Screen Magnetism«: Warhol’s Glamour, in: October 132 (Spring 2010), MIT Press, S. 43-70.