Brigitte Weingart ist Professorin für Medienkulturwissenschaft (Schwerpunkte: Medientheorie und -geschichte) am Institut für Medienkultur und Theater der Universität zu Köln. Nach ihrem Studium der Germanistik, Theater-, Film- und Fernsehwissenschaft und Politologie in Köln, St. Louis (M.A. 1994) und Paris wurde sie 1999 mit einer Arbeit über Repräsentationen von AIDS an der Universität zu Köln promoviert. Bevor sie 2014 ihre Professur antrat, war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin am Kulturwissenschaftlichen Forschungskolleg »Medien und kulturelle Kommunikation« der Universitäten Köln, Aachen, Bonn und Bochum (1999-2004), Assistentin an der Universität Bonn (2004-2010), Humboldt-Stipendiatin an der Columbia University in New York (2007-2009) sowie Maria von Linden-Forschungsstipendiatin an der Universität Bonn (2012-2013). Seit 2013 ist sie Redaktionsmitglied der »Zeitschrift für Medienwissenschaft«.
Schnittstellen von Mediengeschichte und -theorie, Literatur und Popkultur: Intermedialität (v.a. Text/Bild), Kulturtechniken der Aneignung, Imaginationsgeschichte der Ansteckung, Celebrity Cultures, Genealogie und Medienästhetik der Faszination.
Klatsch und Berühmtheit. Zur Literatur- und Mediengeschichte einer intimen Beziehung im 20. Jahrhundert
Das Projekt widmet sich der konstitutiven Funktion von Klatsch- und Gerüchtekommunikation in der Genese und Darstellung von ›Berühmtheit/en‹. Dabei wird davon ausgegangen, dass die moderne »Celebrity Culture«, deren Anfänge häufig in den literarischen Avantgarden des ausgehenden 18. und 19. Jahrhunderts und ihren ›Kult-Autor/innen‹ verortet werden, eng mit der Entwicklung moderner Massenmedien verknüpft ist und sich darin von älteren Phänomenen öffentlicher Bekanntheit deutlich unterscheidet. Zwar trägt bereits die römische Mythologie mit der ambivalenten Rolle der Göttin Fama als Personifikation von Ruhm (bona fama) und Gerücht bzw. ›Berüchtigung‹ (mala fama) der Tatsache Rechnung, dass die Zirkulation inoffizieller Informationen an der Evokation von Aufmerksamkeit für ›besondere‹ Persönlichkeiten immer schon beteiligt waren. Im Zuge der massenmedialen Industrialisierung der Celebrity-Kultur, die das Interesse am Privat- und Intimleben von Personen des öffentlichen Lebens als wesentlichen Faktor der Image-Bildung in eigenen Formaten (etwa der Klatschkolumne, der Homestory oder der Talkshow) kultiviert, ist diese Ver-schränkung spätestens im 20. Jahrhundert jedoch unübersehbar geworden.
Anhand ausgewählter Beispiele untersucht das Projekt die Verfahren der Aneignung und Abgrenzung, mit denen in unterschiedlichen medialen Formen von Life Writing/Life Imaging (Texten, Text-Bild-Kombinationen, audiovisuellen Artefakten) auf die Kontamination durch den infolge der medienhistorischen Umbrüche durch Fotografie und Film allgegenwärtigen ›Medienklatsch‹ reagiert wird. Es soll gezeigt werden, inwiefern hier mit je spezifischen medialen Mitteln – und im Vorfeld einer erneuten Ausdifferenzierung von Celebrity Cultures unter digitalen Bedingungen – ein eigenes Wissen über die intime Beziehung von Klatsch und Berühmtheit generiert wird.