Biographies of Place. The Tempelhofer Flugfeld, Berlin
Das geplante Projekt widmet sich der Analyse der Biographien von Orten. Im Zentrum steht die Frage, wie sich ortsbezogene Repräsentationen, Bedeutungen und Praktiken verändern. Dazu wird das analytische Konzept der Biographie eines Ortes entwickelt, das damit zugleich auf seine Tragfähigkeit überprüft werden soll.
Die Biographie-Metapher wird dabei nicht als eine abgeschlossene Zeitspanne konzeptionalisiert, sondern als eine unendliche Kette von Wandlungen, aus denen neue Figurationen entstehen. Der Ort als materialisierter und sozialer Raumausschnitt ist zum einen mit Rahmenbedingungen und -beschränkungen verbunden, ist aber gleichzeitig auch immer Möglichkeitsraum. Die Biographien der Orte schreiben sich ein in den materiellen Raum, ihre Zeichen bleiben auch später noch sichtbar, auch wenn sie nicht immer lesbar sind, und erhalten dann neue Lesarten, Bedeutungen und Narrationen.
Die Analyse richtet den Blick auf diese permanenten Transformationen, auf Konjunkturen wie auch auf Kontinuitäten und Brüche in Bedeutungen, Handlungen und Repräsentationen, und wird dabei u.a. auch Inwertsetzungs- wie auch Abwertungsprozesse einbeziehen.
Zur Überprüfung des Konzeptes dient das Tempelhofer Flugfeld in Berlin als Fallstudie. Die große Freifläche inmitten von Berlin wurde u.a. als militärisches Aufmarschfeld, als Flughafen, als Industriestandort, als Freizeitgelände, als Projektionsfläche von Image-Kampagnen und als potentielles Bauland immer wieder mit neuen Funktionen, Handlungen, Bedeutungen und Narrationen verbunden.
Die Forschung beinhaltet zum einen die Analyse der Figurationen des Tempelhofer Felds als physischer und sozialer Raum wie auch als virtueller Raum in Interneteinträgen usw. Zugleich wird auf Forschungsmaterialien aus einer seit 2012 durchgeführten Ethnographie der Ausgrabung der ehemaligen Zwangsarbeiterlager auf dem Gelände zurückgegriffen.