Antonia Davidovic-Walther

Europäische Ethnologie, Kiel
Aufenthalt: 01.10.2014–30.09.2015

Vita

  • 1990-2000: Studium der Kulturanthropologie, der Vorderasiatischen Archäologie und der Vor- und Frühgeschichte an der Goethe Universität Frankfurt/Main.
  • 2000: Magisterarbeit in Kulturanthropologie zu Ethnizitäts- und Identitätsmanagement in Südosteuropa.
  • 2007: Promotion in Kulturanthropologie in Frankfurt/Main zu Praktiken archäologischer Wissensproduktion.
  • 2006-2009: Wissenschaftliche Mitarbeiterin in einem DFG-geförderten Forschungsprojekt im Institut für Kulturanthropologie der Universität Frankfurt/Main zur Wissensgeschichte der volkskundlichen und soziologischen Dorfforschung.
  • Seit 2009: Juniorprofessorin für Environmental Anthropology am Seminar für Europäische Ethnologie und der Graduiertenschule »Human development in Landscapes«, Universität Kiel.

 

Forschungsschwerpunkte

  • Kulturtheorien und ethnische Identifikationsprozesse
  • Kulturanthropologische Wissenschafts- und Technikforschung und wissenschaftliche Wissensproduktion
  • Heritage Studies
  • Political Anthropology
  • Development Anthropology

 

Projektskizze

Biographies of Place. The Tempelhofer Flugfeld, Berlin

 

Das geplante Projekt widmet sich der Analyse der Biographien von Orten. Im Zentrum steht die Frage, wie sich ortsbezogene Repräsentationen, Bedeutungen und Praktiken verändern. Dazu wird das analytische Konzept der Biographie eines Ortes entwickelt, das damit zugleich auf seine Tragfähigkeit überprüft werden soll.

Die Biographie-Metapher wird dabei nicht als eine abgeschlossene Zeitspanne konzeptionalisiert, sondern als eine unendliche Kette von Wandlungen, aus denen neue Figurationen entstehen. Der Ort als materialisierter und sozialer Raumausschnitt ist zum einen mit Rahmenbedingungen und -beschränkungen verbunden, ist aber gleichzeitig auch immer Möglichkeitsraum. Die Biographien der Orte schreiben sich ein in den materiellen Raum, ihre Zeichen bleiben auch später noch sichtbar, auch wenn sie nicht immer lesbar sind, und erhalten dann neue Lesarten, Bedeutungen und Narrationen.

Die Analyse richtet den Blick auf diese permanenten Transformationen, auf Konjunkturen wie auch auf Kontinuitäten und Brüche in Bedeutungen, Handlungen und Repräsentationen, und wird dabei u.a. auch Inwertsetzungs- wie auch Abwertungsprozesse einbeziehen.

Zur Überprüfung des Konzeptes dient das Tempelhofer Flugfeld in Berlin als Fallstudie. Die große Freifläche inmitten von Berlin wurde u.a. als militärisches Aufmarschfeld, als Flughafen, als Industriestandort, als Freizeitgelände, als Projektionsfläche von Image-Kampagnen und als potentielles Bauland immer wieder mit neuen Funktionen, Handlungen, Bedeutungen und Narrationen verbunden.

Die Forschung beinhaltet zum einen die Analyse der Figurationen des Tempelhofer Felds als physischer und sozialer Raum wie auch als virtueller Raum in Interneteinträgen usw. Zugleich wird auf Forschungsmaterialien aus einer seit 2012 durchgeführten Ethnographie der Ausgrabung der ehemaligen Zwangsarbeiterlager auf dem Gelände zurückgegriffen.

 

Publikationen (Auswahl)

  • Die Herstellung archäologischen Wissens. Praxen und Interaktionen. In: Zeitschrift für Volkskunde. 107. Jg., H. 1( 2011), 49-64.
  • Materialität der Forschung- Objekte und Praxen. In: Welz, Gisela, Davidovic-Walther, Antonia, Weber, Anke (Hg.): Epistemische Orte. Gemeinde und Region als Forschungsformate. Kulturanthropologie. Notizen. Bd. 80). Frankfurt/Main (Institut für Kulturanthropologie und Europäische Ethnologie Frankfurt am Main). 2011, S. 249-271.
  • (mit Gisela Welz) Community Studies as an Ethnographic Knowledge Format. In: Fenske/ Davidovic-Walther (Hg.): Exploring Ethnological Knowledges. Journal of Folklore Research. An International Journal of Folklore and Ethnomusicology. 2010 (47/1-2), S. 89-112.
  • Praktiken archäologischer Wissensproduktion. Eine kulturanthropologische Wissenschaftsforschung. Münster (Ugarit Verlag). (Reihe: Altertumskunde des Vorderen Orients. Archäologische Studien zur Kultur und Geschichte des Alten Orients, Bd. 13) 2009.
  • (mit Gisela Welz) Wer wird Gemeindeforscher? Ländliche Herkunft als Professionalitätsmerkmal. In: Volkskundliches Wissen. Akteure und Praktiken. Münster u.a. Lit-Verlag. (Berliner Blätter. Ethnographische und ethnologische Beiträge, H. 50) 2009, S. 49-67.
  • Identität – ein unscharfer Begriff. Identitätsdiskurse in den gegenwartsbezogenen Humanwissenschaften. In: Burmeister, Stefan; Müller-Scheeßel, Nils (Hg.): Soziale Gruppen – kulturelle Grenzen. Die Interpretation sozialer Identitäten in der Prähistorischen Archäologie. Münster u.a. 2006, S. 39-58.