Noch immer wird das Phänomen ›Porträt‹ im kunsthistorischen Diskurs zumeist unter Begrifflichkeiten wie ›Identität‹, ›Individualität‹, ›Repräsentation‹ oder ›Ähnlichkeit‹ diskutiert. Zeitgenössische amimetische, konzeptuelle und performative Porträtformen werden mit solchen Konzepten jedoch nicht mehr vollständig eingeholt. Die Tagung befragt deshalb einerseits kritisch diese traditionellen, ›mimetischen‹ Begriffe anhand von Fallstudien. Andererseits werden ihnen versuchsweise zeitgemäße, dynamische und offene Konzepte (teils aus Nachbardisziplinen) wie ›life imaging‹, ›staging‹, ›Spur‹ oder ›Dividualität‹ an die Seite gestellt, um den kunsthistorischen Porträt-Begriff in einem fachübergreifenden Diskurs aufzufächern. In der interdisziplinären Tagung, die den historischen Bogen von der Antike bis zur Kunst der Gegenwart spannt, wird so das Porträt explizit als Konstruktion, Rollenspiel, ›self-fashioning‹ und konzeptuelle Praxis verhandelt.
Revisionen des Porträts: Jenseits der Repräsentation
Audio recordings
Michael Lüthy (Weimar) Porträts wovon? Wandel und Aktualität einer Bildpraxis
Thiemo Breyer (Köln) Gesicht und Maske - Zur Anthropologie personaler Identität
Dietrich Boschung (Köln) Antike Figurationen der Identität
Elsje van Kessel (St. Andrews) Moving Portraits: The Early Modern Painted Face between Presence and Theatricality
Günter Blamberger (Köln) Ichbild ohne Ich. Über Kurt Schwitters’ Merzbild 9b(1919) im Museum Ludwig
Anne Eusterschulte (Berlin) Im Angesicht des Schwindens. Zur Zeitlichkeit des Porträts im Werk von Christian Boltanski
Thierry Greub (Köln) Porträt und Spur
Ludwig Jäger (Köln/Aachen) Hat Mona Lisa einen Referenten?
Steven van Wolputte (Leuven) Masking and the Dividual: A Graphic Example
Sinah Kloss (Köln) Dressing Deities, Making Gurus: Material Portraits and the Creation of Likenes