Traditionell versteht sich die Philosophie als Raum intellektueller Freiheit, in dem das Denken nach Wahrheit sucht. Wo sie sich esoterisch gibt, da gehe es um den Schutz der Wahrheit vor zudringlichen Herrschaftsansprüchen. Dass Philosophie jedoch auch esoterische Strategien verfolgen kann, um selbst Herrschaft auszuüben, ist hingegen – wenn überhaupt – nur selten beachtet worden.
In der konfliktgeladenen Kultur der Weimarer Republik haben solche Etablierungsversuche esoterischer Herrschaft Konjunktur. Esoterisch ist diese Herrschaftsform insofern sie zwar der intellektuellen Reflexion verpflichtet bleibt, dabei jedoch Bezirke des Inneren und Eigentlichen beschwört, die zu „erkennen“ nur wenigen Eingeweihten vorbehalten bleibt.
Um dieses Feld aufzuschließen, konzentriert sich die Tagung zum einen auf den George- Kreis als paradigmatischen Fall eines esoterischen Intellektuellenzirkels und Meisterkults und zum anderen auf die philosophische Lehre Martin Heideggers, die mit einer bahnbrechenden Sprache auftritt und auf die Gefolgschaft ihrer Anhänger als Auserwählte setzt.