Genealogie der Autorität

(an der Université du Luxembourg)
07.–08.10.2013

Ort:  Universität Luxemburg, Camus Walferdange, Batiment X, Raum 0.34, Route de Diekirch / B.P. 2, L-7220 Walferdange, Luxemburg

Organisation: Oliver Kohns, Martin Roussel, Till van Rahden

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in Kooperation mit dem ATTRACT-Projekt „Ästhetische Figurationen des Politischen“ der Université du Luxembourg und dem „Canada Research Chair in German and European Studies“, Université de Montréal

 

Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts steht Autorität unter dem Verdacht ein Schlüsselbegriff des konservativen Denkens zu sein. Dass hierin ein „Missverständnis“ (Dolf Sternberger) liegen könnte, zeigt auch das jüngere Interesse innerhalb der politischen Theorie an einer genuin demokratischen Autorität. Vor diesem Hintergrund wurde auf dem Workshop versucht, die Frage der Autorität neu zu stellen, ohne die Kontroversen und Reflexe fortzuführen, in denen der Gegensatz zwischen antiautoritären und konservativen Strömungen fortlebt. So wurde grundsätzlicher gefragt, was aus Figuren der Autorität für die Idee des Politischen insgesamt zu folgern sein könnte. Welche Begründungsfunktion kommt Autorität in den Semantiken des Politischen, der Politik oder etwa der Demokratie zu? In Ver­fah­ren der Evidenzierung von Autorität stellt Literatur diese Frage mehr als dass sie über­greifende Antworten bieten könnte. Von der Restituierung des Herrschers als Vater  – ob als autoritärer oder liebender „Landesvater“ – bis zu den „Loser Sons“ (Avital Ronell) etwa bei Kafka reicht das Spektrum. Wenn Autorität, zumal vor dem Hintergrund von Diskussionen um „vaterlose Gesellschaften“ (Mitscherlich), nicht mehr als offene Leitkategorie politischen Handelns dient, fragt sich nach den Bedingungen, unter denen im Spiel von Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit, das die heutige Öffentlichkeit kennzeichnet, Autoritäten – von Expertenkulturen bis zu Vorbildern oder dem Ex-Kanzler Helmut Schmidt – Funktionen erhalten und Einfluss gewinnen können.