John Pollini (Klassische Archäologie, Kunstgeschichte, Los Angeles)

Augustus Caesar: From Image to Icon
08.01.2018

Ort: Bibliothek des Internationalen Kollegs Morphomata, Weyertal 59 (Rückgebäude, 3. Etage), 50937 Köln

Zeit: 18.00 Uhr

Kontakt: Karena Weduwen
 

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Vortragssprache: Englisch

Die öffentliche Wahrnehmung eines Oberhaupts gleich welcher Regierung ist ein wichtiger Faktor für den Machterhalt dieser Regierung. Das gilt für die Gegenwart genauso wie für die Antike, insbesondere für das alte Rom, das in der Geschichte der westlichen Zivilisation und der Entwicklung ihrer Kunst und Kultur eine zentrale Rolle spielte. Eine der bedeutendsten Persönlichkeiten römischer Geschichte war Augustus Caesar, der machtvoll in Erscheinung trat in der entscheidenden Periode des Übergangs von der Republik zum Kaiserreich, jener Zeit, in der ein neues ideologisches und künstlerisches Vokabular entwickelt wurde mit dem Ziel, die Vergangenheit in Erinnerung zu rufen, sich der Gegenwart zu vergewissern und neue Visionen für die Zukunft zu entwerfen. Augustus selbst war ein Meister darin, ein dauerhaftes Bild seiner selbst und seines Prinzipats zu kreieren, in der Theorie weder eine Königsherrschaft noch eine Diktatur, sondern eine neue Regierungsform unter der Herrschaft eines Princeps („erster Bürger“). Das Bild, das er von sich entwarf, hatte enormen Einfluss nicht nur auf seine unmittelbaren Nachfolger, sondern auch auf spätere Herrscher, die darin ein Vorbild erkannten, welches sie zur Inspiration und Nachahmung anregte. In meinem Buchprojekt „Augustus: Vom Bild zur Ikone“ untersuche ich, wie genau das Wesen dieses Bildes beschaffen ist und wie es sich zu einer dauerhaften visuellen und kulturellen Ikone entwickeln konnte, die im Laufe der Jahrhunderte von anderen imitiert und abgewandelt wurde.

Im Rahmen meines Vortrags werde ich mich auf einige Aspekte dieses umfangreichen Themas beschränken, und zwar zum einen auf das, was wir über Augustus´ körperliche Erscheinung aus uns bekannten literarischen Beschreibungen und visuellen Porträts wissen, und zum anderen auf die Fragen, inwieweit wir diesen Bildern als verlässlichen Darstellungen seiner Person trauen können und warum wir uns als Menschen überhaupt für literarische und visuelle Biographien interessieren. Im Hinblick auf sein körperliches Erscheinungsbild werde ich außerdem sowohl einige Aspekte der antiken Physiognomik berücksichtigen als auch neuere wissenschaftliche Experimente auf dem Gebiet der Bemalung antiker Skulpturen, die sich auf unsere Vorstellung davon, wie Augustus ausgesehen haben könnte, auswirken. An dieser Stelle werden auch die Beschränkungen und Probleme zur Sprache gebracht, die sich aus der Beschäftigung mit theoretischen Konzepten antiker Physiognomik und jüngsten Studien antiker Polychromie ergeben, insbesondere im Hinblick auf die Herstellung und Verbreitung von Kopien der Augustus-Darstellungen im gesamten Römischen Reich. Außerdem werde ich die unterschiedlichen Erscheinungsformen des offiziellen skulpturalen Augustus-Porträts betrachten und untersuchen, inwieweit psychologische und physiologische Eigenheiten sowie die Art und Weise seiner Erziehung bei der Erschaffung seines Bildes eine Rolle gespielt haben könnten und wie er am Ende zu dem Bild werden konnte, das er von sich selbst entworfen hatte.

Respondenz: Thoralf Schröder (Köln)

Audiomitschnitte

John Pollini (Los Angeles): "Augustus Caesar: From Image to Icon"