Die Konferenz möchte aus dem Blickwinkel der Altertumswissenschaften eine aktuelle kulturwissenschaftliche Debatte zu verkörperten Wissensordnungen aufgreifen. Konkret geht es um die Entgrenzung verkörperter Wissensordnungen durch Deformation oder Hybridisierung. Der Begriff ‚Fluide Körper’ akzentuiert diese Auflösung verkörperter Ordnung. Ausgangspunkt sind exemplarische Untersuchungen zu körperlichen Missbildungen, Verstümmelungen, Stigmatisierungen, Fragmentierungen sowie zu Mischwesen, transgender Personen und zu Körpern in kulturellen Kontaktzonen.
Körper und Wissen werden in den Kulturwissenschaften zusammengedacht. Soziale Praktiken implizierter Wissensordnungen formen Körper, deren Präsenz die Ordnungen (wieder-) erzeugen oder hintergehen, also eine Stabilisierung oder graduelle Transformierung verkörperter Wissensordnungen bedingen.
Dieser Prozess öffnet den Blick auf ‚Fluide Körper’. Trotz Praktiken der Eingrenzung sind Körper instabil und die Gefahr existent, dass wahrnehmbare Überschreitungen etablierter Körpergrenzen Irritation oder Schrecken auslösen. Das den Körper formende Wissen fällt durch die Hintergehung der Ordnung in Unordnung.
Eine Strategie der Bewältigung ist die bildliche Fixierung der Überschreitung, eine bildliche Ordnung der Unordnung. ‚Fluide Körper’ werden im Bild gebannt. Sie werden objektiviert und können zu einem Gegenstand der Ästhetisierung werden.
Bilder des ‚Fluiden’ sind im besonderen Maße offen für Umdeutungen und das erklärt mitunter ihre kulturelle Persistenz. Der Betrachter kann das Erstarrte verflüssigen, eine Vielzahl anderer Formen des ‚Fluiden’ imaginieren und mit Bedeutung versehen. Die Konferenz ‚Fluide Körper’ nähert sich damit einem Forschungsanliegen des Internationalen Kollegs Morphomata, und zwar an persistenten Formen kulturellen Wandel beobachtbar zu machen.