Kreativität des Findens – Figurationen des Zitats


Martin Roussel (Hrsg.)

Wilhelm Fink Verlag (Paderborn), 1. Aufl. 2012, 340 Seiten, 41 s/w Abb., Franz. Broschur

„Das Zitat ist also ein ausgeschnittenes Muster (wie bei copy and paste) einer (meist) größeren Komposition, artikulierbar in einer bestimmten Mediensprache bzw. in einem Hybrid von verschiedenen.“ – Henry Sussman

Manche Zitate sucht man nicht, sondern sie werden gefunden, wie man unversehens über einen Stein oder eine Baumwurzel stolpert. Solche Zufälle der Zitation ergeben Figuren des Ein- und Verrückens von Bedeutung, insofern Zitate immer zwischen Aussagekontexten, zwischen Texten stehen. Denn nicht der Urheber, den die Zitation zuschreibt, spricht, sondern der Zitierende, indem er seine eigene Autorschaft einklammert.

Von hier aus ist der Titel einer „Kreativität des Findens“ gedacht. Theoretische oder systematische Aspekte einer Kreatologie sind weniger intendiert, wenngleich der Ansatz bei der konkreten Figur fürs Grundsätzliche offen ist – zumal bei ästhetischen Objekten, dem Gegenstandsbereich dieses Bandes. Das was Robert Musil „induktive Gesinnung” nannte, ist Voraussetzung der Erschließung, denn ohne Insistenz des Beispiels gegenüber dem Gesetz entfällt die Relevanz des ästhetischen Objekts.

Drei Bereiche strukturieren den Band nach grundständigen Figuren des Zitats, Perspektiven einer Philologie des Zitats mit Blick auf literarische Zitation und nach Randgängen des Zitats mit medienspezifischen Problemstellungen; der Popliterat Thomas Meinecke erläutert seine Kreativität des Findens als literarisches Sampling. Mit Beiträgen von u.a. Hans Ulrich Reck, Anselm Haverkamp, Uwe Wirth, Carol Jacobs, Bettine Menke.

„Jede Ex-Zitation und deren Figuration spielt sich ab an der Grenze zwischen der Potentialität des Sagens und dem jeweiligen Redeereignis, das diese jeweils aktualisiert und diese verstellt haben wird.“ – Bettine Menke