Selbstentwurf. Das Architektenhaus von der Renaissance bis zur Gegenwart


Dietrich Boschung, Julian Jachmann (Hrsg.)

Wilhelm Fink Verlag (Paderborn), 1. Aufl. 2018, 352 Seiten, 127 s/w und 18 farb. Abb., Franz. Broschur

Wenn der Künstler für sich selbst zum Thema wird, dann entstehen Werke von besonderer Komplexität, seien es Selbstporträts oder Architektenhäuser. In der langen Geschichte derartiger architektonischer Selbst­entwürfe wurden sie als Manifest und künstlerisches Experiment verstanden, aber auch als soziales Instru­ment, urbanistischer Eingriff, religiöses Bekenntnis oder Werbebotschaft. Ohne die durch einen Bauherrn ausge­übten Zwänge muss der Architekt seine Vorstellungen von der Baukunst und vom Wohnen ebenso in idealtypischer Weise de nieren wie die eigene gesellschaftlicheund künstlerische Rolle. Sogar der Entwurfsprozess ist auf Grund des Fehlens einer expliziten Aufgabenstel­lung und der für diese Disziplin so charakteristischen Problemlösungen neu zu denken.
Das seit den kunsthistorischen Arbeiten der 1980er Jahre aufgespannte Forschungsfeld der Künstler­ und Architektenhäuser wurde 2016 auf einer Tagung an der Stiftung Bibliothek Werner Oechslin in Einsiedeln neu erkundet, deren Beiträge nun das erste Mal in gedruckter Form vorliegen. Neben kunst­- und architekturhistori­schen Untersuchungen fanden auch Texte praktizieren­ der Architekten in den Band Eingang. Der zeitliche Horizont reicht von den architektonischen Utopien des Renaissancearchitekten Filarete bis zu den neoliberalen Selbstentwürfen des Immobilienunternehmers und späteren amerikanischen Präsidenten Donald Trump.